Mitarbeiter im Porträt: Benjamin Zotter, Mitgründer und Gesellschafter Wiener Digital Manufaktur

Benjamin Zotter, Sie sind Co-Founder und Gesellschafter der Wiener Digital Manufaktur. Wie sieht ihr konkretes Tätigkeitsfeld aus?

Unsere Aufgabe als Wiener Digital Manufaktur (WDM) besteht hauptsächlich darin, Lösungen für Probleme von unseren Kunden oder auch hauseigenen Messinstrumenten, Online Panels oder Marktforschungstools in Software zu gießen. Für Kunden erstellen und betreiben wir zudem komplexe online-basierte Content Management Systeme und Systeme zur Interaktion mit Lesern, Radio- oder Fernseh-Publikum – ausgelegt auf den Betrieb von manchmal hunderten Websites durch ein vielköpfiges Redaktionsteam in verschiedenen Rollen. In diesem Kontext sehe mich hauptsächlich in der Rolle eines Informations-Architekten, der schon lange bevor es um konkrete technische Umsetzungen geht, ganz prinzipiell zu definieren versucht, welche Daten und Inhalte wie verarbeitet werden können, so dass bei aller Komplexität durch ein konsistentes Konzept, geteilt in Teil-Aufgaben das System für jeden Involvierten transparent und verständlich zu bedienen ist. Solch ein Konzept ist dann die Voraussetzung für eine solide Umsetzung, deren Management meist auf einer recht abstrakten Basis auch von mir begleitet wird.  

Was ist das Spannende und was ist das Herausfordernde an Ihrer Tätigkeit?

Das sehr weite Feld von Anforderungen und Anwendungen, die wir als WDM ständig erhalten zu lösen. Es beginnt meist mir einer Aufgabe, die im ersten Moment gigantisch wirkt und dann in einem sehr pragmatisch anzugehenden Prozess aus einem Nebel von Intuitionen und Ansätzen heraus zu destillieren und auf den Boden zu bringen. Mir stehen dafür ein exzellentes Team aus Experten in vielen Bereichen und das Rüstzeug einer Ausbildung sowie eine mittlerweile fast 20-jährigen Berufserfahrung zur Verfügung. Dieses Know-how ist auch immer hilfreich, wenn eine neue Herausforderung zu meistern ist. Das Herausforderndste ist es dabei meist, diese Lösungen auch in Hinblick der wirtschaftlichen Machbarkeit zu optimieren, in dem man auf bestehende und standardisierte Module in unserem „Werkzeugkasten“ zurückgreift, und die meist vielen parallel laufenden Projekte dennoch alle mit den ihnen gebührenden Gewissenhaftigkeit zum Abschluss zu bringen.

Was treibt Sie in Ihrem Beruf tagtäglich an?

Die Kommunikation mit Menschen. Das Zusammenbringen von Wünschen und Bedürfnissen mit technisch machbaren und formalen Konzepten, um darin eine Vermittler-Rolle zu spielen. Das bedeutet jedem Beteiligten auf seiner Ebene zu begegnen, um in der richtigen „Sprache“ gerade genug Komplexität und Detail zu vermitteln, dass alle involvierten Personen auf Auftraggeberseite von technischen Partnern auf demselben Informationsstand sind, um das große Ganze einer geplanten Lösung zu verstehen, aber gleichzeitig auch so konkret wie möglich ein Bild davon zu haben, was am Ende eines Projektes konkret herauskommen wird.

Wenn Sie nicht bei der Wiener Digital Manufaktur in der MindTake-Unternehmensgruppe arbeiten würden, welchen Beruf würden Sie dann gerne ausüben?

Fotograf! Ich beobachte wahnsinnig gerne Menschen und finde sehr viel Gefallen am Entdecken des Schönen und Einzigartigen in alltäglichen Situationen und „ganz normalen“ Menschen. Das heißt am ehesten würde ich mich hier in einer dokumentarischen Richtung sehen – das Inszenieren von Fotographien ist weniger mein Interesse – insofern wäre wohl ein schöner Job für ein Magazin zu fotografieren – in einem Mix aus Reportage und Interview-Situationen. Ich habe bei kleineren bisherigen Projekten auch gelernt, dass diese Tätigkeit viel damit zu tun hat, wie man auf Menschen zugeht, insofern sind wir wieder bei der Kommunikation mit Menschen nur mit anderen Mitteln.

Was waren Ihre bisherigen beruflichen Stationen?

Neben kurzen Tätigkeiten für AVL List und Knapp Logistik-Systemen in der Steiermark und der Mitarbeit an kleinen Forschungsprojekten im Bereich von medizinischen bildgebenden Verfahren am ICG der TU-Graz, habe ich den größten Teil meiner beruflichen Laufbahn mit dem Aufbau von MindTake Research, Talk Online Panel und WDM zugebracht. 2001 war wir ja nur ein Team von drei Personen, in dem ich Projektleiter, Grafiker, Statistiker und Softwareentwickler war und anfangs die meiste Zeit selbst noch mit dem Programmieren von Software beschäftigt war.

Welche Ausbildung haben Sie genossen?

Ich hatte zunächst eine sehr breite allgemeine Ausbildung am Gymnasium in Fürstenfeld. Obwohl mir relativ früh im Leben klar war, dass ich mich eher für technisch, mathematische Dinge interessiere, bin ich damals nicht zu einer HTL gewechselt und finde das retrospektiv als sehr glücklichen Umstand, der mir sehr viel für das weitere Leben gegeben hat. Danach habe ich auf der TU-Graz Telematik studiert: Das ist ein Studium mit sehr starkem Fokus auf (angewandte) Mathematik, Elektro-Physik und Informatik – die mir das strukturierte Denken zur Bewältigung von komplexen aber letztlich doch einfach lösbaren Problemen gelehrt hat. Im zweiten Studienabschnitt habe ich mich konkret auf Software mit Spezialisierungen auf Kryptographie, Bild- und Mustererkennung über mathematisch-statistische Modelle konzentriert.

Was sind Ihre Hobbys? Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Motorradfahren, weil man dabei vollkommen konzentriert ist und gleichzeitig abschalten kann. Ich fahre gerne auf Nebenstraßen und entdecke Dörfer und Landschaften, die man im „effizent“ gestalteten Alltag sonst nie kennengelernt hätte. Sicher gleich wichtig ist mir auch immer das Fotografieren gewesen, eine noch viel subtilere Art, einen Ort oder Leute kennenzulernen.

Welches ist ihr Lieblingsbuch und welcher ist ihr Lieblingsfilm?

„Das Achte Leben (für Brikla)“, von Nino Haratischwili und wohl aus einer ähnlichen thematischen Ecke „100 Jahre Einsamkeit“ von Gabriel Garcia Marquez sind wohl meine All-Time-Favorits. Aktuell beim Lesen einen großen Eindruck hinterlassen hat mich auch „Sommer wie Winter“ von Judith Taschler, Was mich auch recht berührt hat, war „Das Mädchen mit dem Fingerhut“ von Michael Köhlmeier. Filme sind gefühlt für mich meist zu verknappt, es gibt sie aber, die Filme die einen ein eine andere Lebenswelt führen „The Straight Story“ von David Lynch oder „About Schmidt“ mit Jack Nicholson.

Wie sieht Ihr Traum vom Glück aus?

Selbstbestimmte Abwechslung. Glück ist meist, was man noch nicht erreicht hat und sich danach sehnt. Ist es einmal erreicht, nutzt es sich durch die Realität ab und wird weniger geschätzt. Insofern ist das größte Glück, immer einen befriedigenden Teil dessen zu erreichen, was man sich im erhofft hat, um dann wieder neuen Dingen am Horizont entgegen zu gehen. Nicht zu verwechseln mit Ehrgeiz, manchmal ist mein Glück einfach ohne Stress und in Ruhe gemeinsam mit Freunden oder Familie „nichts“ zu tun. 

Welche natürliche Gabe/welches Talent würden Sie gerne haben?

Die Leidenschaft und das Talent, ein Musikinstrument zu spielen.