Studie: Die digitale Rechtsabteilung im Jahr 2035

Wie verändert sich die Arbeit in Rechtsabteilungen von Unternehmen durch den Einsatz digitaler Tools? So lautete die zentrale Frage einer von MindTake Research durchgeführten Umfrage für die Legal-Tech-Plattform Future-Law in Kooperation mit der Vereinigung österreichischer Unternehmensjuristen, dem Verlag LexisNexis und der Kanzlei SCWP Schindhelm. Die aus der Umfrage resultierende Studie „Wie sehen Rechtsabteilungen im Jahr 2035 aus?“ wurde am 24. September in Wien vorgestellt – und zwar von Sophie Martinetz, Geschäftsführerin von Seinfeld Professionals, und Petra Kacnik-Süß, Geschäftsführerin von MindTake Research. Die zentralen Ergebnisse der Studie:

  • Den aktuellen Digitalisierungsgrad in Kanzleien und Rechtsabteilungen schätzen die befragten Juristen zwischen 30 bis 50 Prozent ein
  • In Bereichen wie Büroorganisation, Dokumentenverwaltung oder Rechnungslegung ist die Digitalisierung bereits weit fortgeschritten
  • Aufholbedarf gibt es noch bei der teilweise digitalen Abwicklung von Rechtsdienstleistungen
  • Sehr weit hinkt man in Österreich noch bei der vollautomatisierten digitalen Abwicklung von Rechtsdienstleistungen hinterher
  • 37 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Digitalisierung einen starken Einfluss auf das eigene Tätigkeitsfeld haben wird
  • 18 Prozent der Befragten glauben, dass die Digitalisierung einen äußerst starken Einfluss auf das eigene Tätigkeitsfeld haben wird und 30 Prozent geben an, dass die Digitalisierung einen sehr starken Einfluss auf das eigene Tätigkeitsfeld haben wird.
  • Mobiles Arbeiten wird aus Sicht der befragten Juristen viel wichtiger (47 Prozent), etwas wichtiger (35 Prozent) oder gleich bleiben (18 Prozent)
  • Auf die Frage, wie wahrscheinlich es sei, dass im Jahr 2035 Mitarbeiter der Rechtsabteilung von „Digital Assistants“ beraten werden, meinten 48 Prozent „eher wahrscheinlich“, 27 Prozent „sehr wahrscheinlich“ und 21 Prozent „eher unwahrscheinlich“
  • 61 Prozent der Befraten gehen davon aus, dass man künftig auch in der Rechtsabteilung IT-Kenntnisse mitbringen müsse

 

Automatisierung von Prozessen

Im Anschluss an die Vorstellung der Studie diskutierte ein Panel über die Erkenntnisse, nämlich Andreas Balog von der Vereinigung Österreichischer Unternehmensjuristen, Susanne Mortimore von LexisNexis, Christian Pindeus von SCWP Schindhelm, Anja Tretdorf-Bustorf von T-Mobile sowie Sophie Martinetz von Future-Law/Seinfeld Professionals. Andreas Balog von der Vereinigung Österreichischer Unternehmensjuristen meinte: „Die Digitalisierung ist eine Herausforderung für Unternehmensjuristen. Vor allem ist sie aber auch eine Chance für Unternehmensjuristen, sich an der Schnittstelle zwischen Rechtsordnung und Wirtschaft aber auch als progressiver Wertschöpfer und als Wissensträger im Unternehmen zu positionieren und so seinen Stellenwert als Partner oder Teil des Managements weiter zu steigern.“ Susanne Mortimore von LexisNexis meinte:„Die Chance der Digitalisierung liegt sicher darin, dass man Prozesse die sich automatisieren lassen, automatisieren kann und dadurch an Effizienz und Zeitersparnis gewinnt. Nichtsdestotrotz denke ich, wird es immer auch das Feld geben, wo der Mensch oder der Inhalt im Mittelpunkt steht, und genau auf die Mischung kommt es an. Die Gefahr an der Digitalisierung ist, dass sie sehr viele Möglichkeiten bietet und wahrscheinlich wird es genau darum gehen, jene Möglichkeiten herauszufiltern, die am vielversprechendsten und am nachhaltigsten sind und auf diese zu setzen.“ Christian Pindeus von SCWP Schindhelm gab Folgendes zu Protokoll: „Aus unserer Sicht wird die Digitalisierung mittelfristig nicht die großen Umbrüche bringen, aber wir sehen ein großes Potenzial der Digitalisierung in der Effizienzsteigerung oder Optimierung von internen Prozessen, aber auch in neuen Wegen der Kommunikation mit unseren Mandanten.“ Anja Tretdorf-Bustorf von T-Mobile erklärte: „Grundsätzlich ist die Digitalisierung kein Selbstzweck, sondern sie findet statt im Zuge von ganz anderen Prozessen, die digitalisiert werden, und die Rechtsabteilung bleibt da natürlich nicht außen vor. Das heißt, wenn Geschäftsprozesse weiterentwickelt, automatisiert und digitalisiert werden, dann muss sich die Rechtsabteilung anhängen.“ Sophie Martinetz von Future-Law meinte schließlich: „Digitalisierung ist kein IT-Thema – es ist ein Strategiethema. Die Chancen liegen einerseits in der internen Effizienz, welche man recht schnell bewältigen sollte. Und dann geht es darum, digitale Geschäftsmodelle und digitale Lösungen zu entwickeln und sich als Rechtsabteilung da auch von Anfang einzubringen. Wenn man sich gerade als Rechtsabteilung die Controller als Benchmark nimmt, dann gilt es schlichtweg, Gas zu geben und wirklich Bedeutung im Unternehmen zu erlangen, wobei die Digitalisierung helfen kann.“

Zum Download der Studie „Wie wird die Rechtsabteilung im Jahr 2035 aussehen?“